Im Geschiebe gibt es regelmäßig Gesteine, die schöne Granate enthalten.
Oft handelt es sich um Granatgneise bzw. granatführenden
Gneise.
Der Unterschied zwischen einem "Granatgneis" und einem
"granatführendem Gneis" liegt in der Menge des Granats. Ist der Anteil größer als 5 %, spricht man von
Granatgneis. Liegt der Anteil dagegen unter 5 % des Volumens, bezeichnet
man das Gestein als "granatführend".
Gneise
sind im Geschiebe allgegenwärtig.
Typische Gneise zeigen ein deformiertes Gefüge, in dem es einen
nennenswerten Anteil
an hellen Mineralen (Quarz und Feldspäte) gibt. Dazu kommen dunkle
Lagen, die meist aus Biotit bestehen. Ein grober Gneis sieht z.B. so aus:
(Geschiebe am Strand von Saßnitz auf Rügen, etwa 50 cm breit)
 
Die Pfeile weisen auf einzelne Granate. Im Bild
unterhalb sehen Sie einen Ausschnitt aus
diesem Findling.

In diesem Gestein sind die Granate ziemlich vereinzelt, mit Sicherheit
liegt der Gehalt unter 5 %.
Es handelt sich also um einen granatführenden Gneis.
Der untere Ausschnitt zeigt einen Stein, der in einer Lage heller
Minerale zerbrochen ist.
Der Granatanteil liegt
deutlich über 5 %, auch in der nicht sichtbaren Seitenansicht.
Dieses Gestein ist ein Granatgneis.
 
Schon auf den ersten Blick fällt auf, daß die Farbe der Granate in
beiden Gesteinen verschieden ist. Ganz oben haben sie einen deutlichen
Violettstich. Im Bild oberhalb sind die Granate mehr bräunlich.
Unterschiedliche Farben sind ein Hinweis auf unterschiedliche chemische
Zusammensetzungen der Granate.
Granatgneise können recht verschiedene Gefüge haben. Ganz oben handelte
es sich
um einen eher
groben Brocken.
Der folgende Gneis ist filigraner.
Geschiebe aus der Kiesgrube in Jersbek bei Bargteheide, nördlich
Hamburg, Schnittfläche:
 
Ausschnitt:
 
Das typische Gneisgefüge ist gut
erkennbar. Nur die Granate sind nicht deformiert.
Sie sind
während der Metamorphose gewachsen und ausgesprochen stabil.
Folgende Minerale sind gut
erkennbar (Bildbreite 12 mm):
 
- Rote Pfeile: blaßvioletter Granat mit Einschlüssen.
(Die dünnen
hellen Linien sind Spuren des Schnittes und gehören nicht zum Gestein.)
- Braune Pfeile: bräunlich-heller Alkalifeldspat. Die unscharfen, weißen
Streifen im Mineral sind
die perthitischen Entmischungen. Daran läßt
sich der
Alkalifeldspat sicher erkennen.
- Weiße Pfeile: braunschwarzer Biotit.
- Blaue Pfeile: Cordierit mit blaugrauer Farbe und eingewachsenen
Biotitkörnern.
Die Granate wachsen in den Gneisen während der Metamorphose. Das sieht
man daran,
daß die Granate Kristallflächen zeigen.
Solche eigengestaltigen Granate erreichen aber im Geschiebe selten mehr
als Kirschgröße. Das folgende Bild zeigt ein Beispiel.
Geschiebe vom Segrahner Berg, Schleswig Holstein, Sammlung Brüggmann,
Hamburg
  
Noch größere Granate sind dann aber meist xenomorph, also
unregelmäßig geformt.
Zwei Beispiele dafür sehen Sie hier unterhalb.
Zuerst ein
Geschiebe von der Ostsee bei Travemünde
 
Das zweite Beispiel befindet sich nördlich von Mukran (Rügen) am Strand.
Rings um dem großen Granat (Pfeile) sind noch diverse
kleinere zu sehen:
 
Granate mit solchen Abmessungen kommen
im Geschiebe praktisch nur in unregelmäßiger
Gestalt vor.
In den Glimmerschiefern der Alpen jedoch findet man auch noch größere
Granate in perfekter Gestalt.
Granat aus dem Ötztal in Österreich:
  
Der Begriff "Granat" bezeichnet nicht ein einzelnes Mineral, sondern
steht für eine ganze Gruppe eng verwandter Minerale. Häufige Vertreter
sind "Almandin" (Fe3Al2[SiO4]3)
und "Pyrop" (Mg3Al2[SiO4]3).
In den Formeln erkennt man, daß die beiden Metalle Eisen (Fe) und
Magnesium (Mg) in Kombination mit Aluminiumsilikat eine wichtige Rolle
spielen. Die verschiedenen Metallgehalte sind ein Indiz dafür, daß beide
Granate in verschiedenen Gesteinen entstanden sind. Dazu kommen
unterschiedliche Temperatur- und Druckbereiche, in denen diese Granate
gebildet werden.
In den Gneisen sind die Granate meist almandinbetont. "Betont" bedeutet,
daß eine Mischung verschiedener Komponenten vorliegt und daß darin der Anteil des Almandins überwiegt.
Die zweite Komponente innerhalb
des Kristalls ist dann meist Pyrop.
In Gesteinen, die besonders hohen Drücken ausgesetzt waren, sind die
Granate pyropbetont.
Ihre Farbe ist dann oft blasser und eher
rötlich. Solche Granate findet man z. B. in Eklogiten.
Mit dem bloßen
Auge kann man die verschiedenen Varianten der Granate nicht sicher
unterscheiden. Die Art des einbettenden Gesteins liefert aber oft Hinweise
auf den Typ des Granats.
Die Granate in den Geschieben sind immer Mischkristalle. Reine
Endglieder des Granats kommen in der Natur nur sehr selten vor. Wenn,
dann sind sie farblos.
Es sind Beimengungen, welche die verschiedenen Färbungen der
Granatkristalle verursachen. Meist sind die
Granate rot, braun oder violett. Sie können aber auch gelb, grün und schwarz
sein. Nur ein kräftiges Blau fehlt, sonst sind alle Farben möglich.
 
Granatführender Gneis aus dem Geschiebe an der Ostsee bei Travemünde
Im Gestein oberhalb sind die Granate etwa erbsengroß und violettstichig.
Insgesamt ist der Stein schon recht dunkel, enthält also nicht allzuviel
an hellen Mineralen. Damit das Gestein ein Gneis bleibt, darf der Anteil
von Quarz und Feldspäten nicht noch kleiner werden. Gneise sollen einen Mindestgehalt von ungefähr
20 % hellen
Mineralen aufweisen. Bei noch mehr Biotit würde man das Gestein dann
Glimmerschiefer nennen.
Verwechselung:
Granatgneise bzw. granatführende Gneise werden gelegentlich mit
Granatamphiboliten verwechselt. Wenn man auf die dunklen Minerale
achtet, sind solche Verwechselungen leicht zu vermeiden.
- Granatgneise haben immer einen wesentlichen Anteil von hellen
Mineralen und sind immer kräftig gestreift. Das dunkle
Mineral ist überwiegend Biotit und nur untergeordnet Amphibol (Hornblende).
-
Granatamphibolite bestehen zu großen Teilen aus tiefschwarzen, lebhaft spiegelnden Amphibolkristallen.
Der Amphibolgehalt beträgt mindestens 40 %, oft ist
es deutlich mehr.
Einziger Feldspat im Gestein ist Plagioklas. Quarz fehlt in aller
Regel, ebenso wie Anteile von Kalifeldspat.
Granatamphibolite können ein richtungsloses oder auch ein gneisartiges Gefüge haben.
Der entscheidende Unterschied zum Granatgneis ist der reichlich
anzutreffende, lebhaft glänzende, lackschwarze Amphibol.
Selten: Skarn mit Granat:
In Skandinavien gibt es diverse, aber immer kleine Vorkommen von Skarn. Ein Skarn bildet
sich, wenn ein siliziumreiches Magma mit einem Kalkstein in Kontakt
kommt. Dabei werden durch Fluide (überhitztes Wasser, CO2)
verschiedene Elemente in den Kalk hinein transportiert, die dort
neue Minerale bilden. Dabei entstehen unter anderem Granate -
so auch der kalziumhaltige Grossular.
 
Grossular in Skarn. Sunnerskog, Småland, Schweden.
Skarne bilden eine eigene Gruppe von Gesteinen und sind keine
Gneise. Wegen der Verwechslungsmöglichkeit zeige ich hier einen
Vertreter. Skarne sind im Geschiebe sehr selten.
  
Skarn
aus Sunnerskog, Småland.
Skarne sind meist hell und können
regelrecht bunt sein. Übliche Minerale neben Kalzit sind Quarz, Pyroxen,
Amphibol, Granat, Epidot, Fluorit. Im oben abgebildeten Stück ist das
blaßgrünliche Mineral der Epidot, das hellbraune ist Granat und das hellgrau-weiße
Quarz. Pyroxen ist auf dieser Fläche nicht zu sehen. Alle Minerale
kommen als Kristalle und auch massig vor.
Wegen des hohen Kalkgehaltes kann man einen Skarn
mit Salzsäure
leicht von normalem Kristallin unterscheiden. Der Kalkanteil im Gestein schäumt mit Salzsäure.
Richtige Granatgneise sind regelmäßige Bestandteile des nordischen Geschiebes. Viele von
ihnen sind
weißgraue oder grauschwarze Gesteine. Meist handelt es sich um
Paragneise, die neben
dem Granat auch gern
Cordierit enthalten.
Ein typisches Gefüge solcher Paragneise sehen Sie hier:
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