Einige Minerale wachsen
bevorzugt während der Metamorphose und sind deshalb
besonders in
metamorphen Gesteinen anzutreffen. Ein solches Mineral
ist Cordierit.
Frischer Cordierit sieht farblos, grüngrau, grau, blaugrau oder blau aus. Das
Mineral ist transparent bis durchsichtig, kann aber auch trüb sein.
Die Cordieritkörner sind fast immer xenomorph und unscharf begrenzt.
Cordierit umwächst gern dunkle Minerale. Die Farbe des Cordierits kann dann wegen der
eingeschlossenen Partikel sehr dunkel, gelegentlich sogar ganz schwarz
sein.
Cordierit ist am leichtesten in Gneisen zu finden. Im Geschiebe aus
Skandinavien sind solche Gesteine gar nicht selten. Oft tritt dann der
Cordierit zusammen mit Granat auf.
Solche Gneise sehen zum Beispiel so aus:
 
Granatführender Cordieritgneis, Geschiebe aus Groß
Pampau,
Schleswig-Holstein.
Das blaugraue, unscharf begrenzte Mineral in diesem Gneis ist Cordierit.
Die Granate sind die sehr unscheinbaren, rötlichen Einsprenglinge.
Die beiden folgenden Vergrößerungen zeigen frischen Cordierit in der typischen
Farbe:
 
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Im Bild unten zieht sich
der Cordierit quer durch die Bildmitte.
Bildbreite in beiden Ausschnitten: 2 cm.
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Cordierit bricht muschelig. Gelegentlich ist
zusätzlich eine Spaltbarkeit zu erkennen. Seine Härte ist 7, er zeigt
Glas- bis Fettglanz.
Man kann Cordierit mit Quarz verwechseln, der ebenfalls muschelig bricht,
jedoch keine Spaltbarkeit zeigt. Auch der blaugraue bis blaue Farbton kommt
bei Quarz vor, allerdings gibt es in Gneisen nur selten
Blauquarze.
Wenn der Gneis zusätzlich Granate enthält, kann man sicher sein, daß es
sich um Cordierit handelt. Diese beiden Minerale (Granat und Cordierit)
finden sich in Gneisen regelmäßig nebeneinander. Diese Gneise sind meist
grauweiß oder grau. Es handelt sich dann immer um Paragneise, also Gesteine mit
sedimentärer Vorgeschichte.
Zur Herkunft der Cordieritgneise:
Es gibt in allen drei nördlichen Ländern (Norwegen, Schweden und
Finnland) ausgedehnte Gebiete, in denen Gneise anstehen. Deshalb läßt
sich nur in Ausnahmefällen die Herkunft dieser Gesteine eingrenzen, egal
ob mit oder ohne Cordierit bzw. Granat.
Ein Teil der Gneise im Geschiebe stammt jedoch mit Sicherheit aus der
Sörmlandmulde. Damit bezeichnet man eine unscharf begrenzte
geologische Großstruktur in Südostschweden.
Die Sörmlandmulde ist auf der geologischen Karte durch die Häufung der
hellblauen Signatur
(= Metasedimente) kenntlich. Dort finden sich aber neben den Gneisen
noch verschiedene andere Formen von Metasedimenten.
Pleochroismus:
Eine bemerkenswerte Eigenschaft von Cordierit ist die Abhängigkeit seiner Farbe
von der Richtung des Lichteinfalls. Solche Mehrfarbigkeit eines Minerals
bezeichnet man als Pleochroismus. Ein klarer Cordieritkristall kann je
nach Lichteinfall drei verschiedene Färbungen zeigen: blaßgelb, hellblau
und dunkelblau. Cordierit zeigt Trichroismus.
Die folgenden Bilder zeigen den jeweils gleichen Cordierit aus
verschiedenen Blickwinkeln.
Die Bilder wurden im Sonnenlicht aufgenommen.
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Im ersten Bild ist die leicht gelbliche
Tönung in der Mitte zu erkennen. |
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Das mittlere Bild zeigt den Kristall um
etwa 90° nach rechts gedreht und etwas angehoben. Man blickt auf
die Fläche, die im ersten Bild links liegt. |
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Im dritten Bild ist die
hellblaue Färbung zu sehen. Der Kristall liegt jetzt auf der Fläche, die
im ersten Bild nach rechts vorn zeigt. Zusätzlich ist der Cordierit
etwas nach links gedreht. Die Bilder lassen erkennen, daß die optischen
Achsen des Kristalls nicht parallel mit den äußeren Flächen, sondern
etwas versetzt liegen.
Der Farbwechsel hat seine Ursache im Kristallgitter
dieses Minerals.
Je nach Achsenlage werden bestimmte Anteile des Lichts ausgefiltert.
Dieser Effekt tritt besonders deutlich im Sonnenlicht auf, das zum Teil polarisiert ist. Die Richtung der Polarisation steht dabei im
direkten Zusammenhang mit dem Winkel zur Sonne.
Man kann deshalb einen geeigneten Cordieritkristall benutzen, um die
Himmelsrichtung, insbesondere die Nord-Süd-Richtung zu bestimmen.
Da der Effekt auch bei schwachem Dunst und leichter Bewölkung erhalten
bleibt, ist die Vermutung geäußert worden, daß es sich hier um den
"Sonnenstein" der Wikinger handeln könnte.
Die überragenden Leistungen
der Wikinger in Sachen Seefahrt sind bekannt. Neben mechanischen
Hilfsmitteln wird in altnordischen Schriften mehrfach die Verwendung der
"Sonnensteine" zur Navigation erwähnt.
Wer mehr über dieses Thema erfahren möchte, sei auf den Artikel von Dr.
Jochen Schlüter verwiesen: "Cordierit - Eine Navigationshilfe der
Wikinger?"
Der Artikel erschien in "Der Aufschluß", Heidelberg,
März/April 1994. Das Heft kann beim Verlag bestellt werden. Aus
Urheberrechtsgründen kann ich den Artikel nicht hier abdrucken.
Der Autor, Dr. Schlüter, ist Leiter des
Mineralogischen Museums der
Universität Hamburg.
Der oben abgebildete Cordierit stammt übrigens aus
Madagaskar.
Die uneben-rauhen Flächen des Kristalls sind zum Teil Bruchflächen und zum Teil
Außenseiten eines xenomorph gewachsenen Kristalls. Man findet in der
Natur auch idiomorphe und noch größere Kristalle - unter anderem in Südnorwegen.
Die besonders klaren, blau gefärbten und schleifwürdigen Cordierite
werden auch als "Iolith" bezeichnet.
An den Cordieriten in den
Gneisen konnte ich den Farbwechsel
noch nicht beobachten.
Das liegt vermutlich daran, daß die Cordieritkörner immer im Gestein eingebettet
sind und das
Licht nur begrenzt einfallen kann. Der Farbwechsel setzt aber
ungehinderten Lichtdurchgang beim Drehen des Kristalls voraus.
Außerdem können die
Cordierite in den Gneisen aus mehreren Einzelkristallen verwachsen sein,
die natürlich jeder für sich eine andere kristallographische
Orientierung haben.
Wenn ich ein Geschiebe finde, bei dem der Farbwechsel auch
im Gestein zu sehen ist, werde ich es hier abbilden.
Ein weiteres Beispiel für einen Cordieritgneis sehen Sie unterhalb.
Das Gestein stammt aus dem Südschwarzwald, (Wickartsmühle bei
Rickenbach) und zeigt frischen Cordierit, der in blaugrauen Strähnen und
Schlieren das Gefüge durchzieht. (Evelyn Hincke legit.)
 
Im Ausschnitt ist der blaugraue Cordierit besonders gut zu erkennen.
 
Verwitterung/Alteration:
Cordierit ist alterationsempfindlich. Alteration findet durch heiße
Wässer statt, meist während der Abkühlungsphase am Ende metamorpher
Prozesse (oder beim Abkühlen magmatischer Gesteine). Alteration ist
nicht
Verwitterung. Letztere läuft bei niedrigen Temperaturen und an der
Erdoberfläche ab.
Die Alteration von Cordierit bezeichnet man als "Pinitisierung".
Das Mineral sieht danach
"grünlichgrau bis grauschwarz und ölig mattglänzend" aus. (Vinx, 2007)
Der alterierte Cordierit verwittert im Gegensatz zu frischem Cordierit sehr leicht.
Zum Schluß sei noch auf skandinavische Leitgeschiebe verwiesen, die
regelmäßig Cordierit enthalten, wenn auch in sehr unauffälliger Form:
Die Metasedimente aus dem Västervikgebiet.
Der auffälligste Vertreter ist
dabei das Väservik-Fleckengestein.
Die schwarzen Flecken in diesem
Gestein bestehen aus Cordierit. Die dunkle Farbe hier rührt von eingelagertem Biotit.

Mehr zu den Gesteinen von Västervik finden Sie
hier
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