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Werden Gesteine aus der Basalt- bzw. Gabbrogruppe hohen Drücken
und Temperaturen ausgesetzt, kommt es zu einer durchgreifenden Änderung
des Mineralbestandes. Als Ergebnis liegen Amphibolite oder, bei noch
höherer Belastung, mafische Granulite vor.
Einige Gesteine erreichen bei solchen
Metamorphosen die Grenze der Aufschmelzung. Dabei sind es immer die hellen
Minerale, die zuerst flüssig werden.
Der hier vorgestellte Granatamphibolit hatte diese Grenze zum
Migmatit erreicht und zeigt bereits die Bildung von Leukosomen. Damit sind
die hellen Partien (Schlieren) im Gestein gemeint. Die Minerale in diesen
hellen Streifen waren flüssig und haben sich deswegen sammeln und absondern können.
Der folgende Stein zeigt das typische Gefüge:
(Geschiebe von der Ostküste der Insel Als in Dänemark)
 
Der größte Teil des Gesteins besteht aus schwarzen
Amphibolen, einem typischen Resultat der Metamorphose
von Basalten oder Gabbros. Dabei müssen mindestens die Drücke und
Temperaturen der Amphibolitfazies erreicht werden, die ja nach genau diesem
Umwandlungsprozeß benannt wurde.
Die hellen Streifen und Flecken im Gestein sind überwiegend Plagioklas und
etwas Quarz.
Amphibol (Hornblende) ist meist tiefschwarz und lebhaft glänzend..
Die rotbraunen Flecken im Gestein sind Granate, die erst während der
Metamorphose gebildet wurden.
 
Die weißen Schlieren sind oben in der Gesamtaufnahme gut zu
sehen.
Sie sind Leukosome im Frühstadium. Dieser Amphibolit ist ein migmatitisches Gestein.
Ein weiteres Beispiel für diesen Typ zeigt dieses Geschiebe von der
Ostsee bei Travemünde:
 
Auch dieser Stein besteht überwiegend aus schwarz glänzendem Amphibol,
vielen kleinen Granaten und Plagioklas als hellem Mineral.
 
Oben sehen Sie innerhalb des weißen
Streifens ein interessantes Detail.
Die kleinen Granate bilden einen Kranz um ein
dunkles Mineral herum. Dieser Saum ist Abbild einer chemischen Reaktion an
der Kontaktfläche des dunklen Minerals zu seiner Umgebung. Solche Kränze von
Granat sind ein charakteristisches Merkmal des Granatcoronits.
Für den Granatamphibolit ist dieses Detail nicht typisch. Es verweist nur
zusätzlich auf das Herkunftsgebiet Südwestschweden. Nur dort gibt es
Granatcoronite.
Nachstehend ein Blick ins Anstehende.
Das Bild zeigt die Steilküste am Kullaberg in West-Schonen, Südschweden.
 
An dieser Stelle sind noch die
Verhältnisse vor der Metamorphose erkennbar.
Ursprünglich war ein Basalt in Form eines Ganges in ein helles Gestein von
ungefähr granitischer Zusammensetzung eingedrungen. Dieses Wirtsgestein
sieht man auf dem Bild oben links. Der dunkle Gang liegt rechts
unterhalb. Er ist mehrere Meter dick, nur der obere Teil liegt frei.
Beide
Gesteine wurden metamorph überprägt. Oben links ist das Gestein heute ein
rötlicher Gneis, rechts darunter findet man jetzt einen schwarzen Granatamphibolit, der
die weißen Schlieren zeigt.
Bei der Gebirgsbildung vor einer Milliarde Jahre wurde das Gestein
zusätzlich tektonisch verstellt, daher die Schräglage heute.
Die nächste Aufnahme zeigt den
Amphibolit dort aus der Nähe.
Die Bildbreite im Vordergrund beträgt etwa 2 m.
Strandbereich auf der Kullen-Halbinsel
in Schonen. ("Wallengrens Grotta")
 
Der "weißschlierige" oder auch "plagioklasschlierige" Granatamphibolit ist
nur eine von vielen Varianten der Granatamphibolite, jedoch die einzige, deren
Herkunft sich gut eingrenzen läßt. Der hier fotografierte Strandbereich ist
dabei nur ein Beispiel. Im
Südwestschwedischen
Granulitgebiet gibt es viele weitere
Vorkommen.
Zusätzlich kommen solche Gesteine in Südostnorwegen im
Bamble-Kongsberg-Gebiet
vor.
Da Geschiebe von dort insgesamt recht selten sind, kann man bei Funden
von plagioklasschlierigen Granatamphiboliten diese in der Regel ins
Südwestschwedische Granulitgebiet beheimaten.
Nur bei Funden im nördlichen Dänemark sollte man eine norwegische Abstammung
ins Auge fassen.
Mehr zu den
Granatamphiboliten im allgemeinen und Amphiboliten ohne Granate finden Sie hier:
Amphibolite und Granatamphibolite.
Wenn Gesteine wie dieser Granatamphibolit trotz sehr hoher
Metamorphose "nur" Amphibole enthält und kaum Pyroxene, die ja den hohen
Drücken noch besser angepaßt sind, so hat das folgenden Grund: Der heutige Mineralbestand
ist teilweise eine Anpassung an den
niedrigeren Druck und die niedrigeren Temperaturen nach der Metamorphose. Ein ganzer Teil der Amphibole hat sich beim Abklingen der
Belastungen retrograd ("rückwärts verlaufend") wieder aus den Pyroxenen
gebildet.
Informationen zum Mineral "Amphibol" und wie Sie es in Gesteinen erkennen,
finden Sie in der Einführung zur Gesteinsbestimmung.
Mehr über Amphibol.
Hier noch ein Exemplar aus dem Geschiebe, in Fundsituation. Wegen
seiner Größe liegt er auch
heute noch in der Kiesgrube in Damsdorf in
Schleswig-Holstein.
 
Nahaufnahme daraus:
 
Der hier erkennbar hohe Gehalt an Granat macht diese Gesteine auch auffällig
schwer.
Granat hat eine hohe Dichte, die Sie solchen Gesteinen beim Aufheben sofort
anmerken.
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