Große Teile Mitteleuropas
wurden durch die Eiszeiten geformt.
Manche der Wirkungen des Eises und des Klimas kann man schon im
Kleinen, am einzelnen Stein sehen. Zwei dieser Formen möchte ich hier
vorstellen:
Steine, die durch Wind oder durch das Eis geformt wurden.
1.) Windkanter:
Windkanter sind Steine, deren Oberfläche durch losen, von Wind
getriebenem Sand abgeschliffen wurde. Wie in einem Sandstrahlgebläse schleift
sich dabei die dem Wind zugewandte Seite eines Steines ab und
wird zu einer glatten Fläche.
Wenn der Wind aus unterschiedlichen Richtungen bläst oder der Stein
umgelagert wird, bilden sich mehrere Flächen, die gemeinsame Kanten
haben. Je nach der Anzahl der vorhandenen Kanten werden diese Steine
benannt. Der folgende ist ein "Dreikanter".

Das nächste Stück bietet Spielraum bei der Benennung. Ich würde ihn als
"Einkanter" bezeichnen, da die zweite Kante an der linken Seite ziemlich
unauffällig ist. Die Münze im Schnee ist ein 2-Euro-Stück.
Der Stein stammt
aus der Gegend um Beelitz, südlich von
Potsdam.

Der Zeitbedarf für die Bildung solcher Formen ist überraschend kurz - geologisch betrachtet. Bereits
nach wenigen Jahren sind deutliche Abtragungen sichtbar. Da Windkanter
auch heute noch überall da entstehen, wo es genügend sandig und windig
ist, gibt es dazu konkrete Beobachtungen. So wurden harte Porphyre in Alaska in
einem Zeitraum von 30 Jahren um ca. 5 bis 10 mm abgeschliffen
1).
Zur Entstehung eines vollständig von Sand und Wind gestalteten Steines
reichen offensichtlich Zeiträume von unter 100 Jahren aus.
Geeignete klimatische Verhältnisse herrschten in unseren Breiten nach dem Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher.
Die Landschaft war
vegetationslos, das Wetter rauh und kalt. Es dauerte viele Jahre, bis sich
wieder eine
geschlossene Pflanzendecke gebildet hatte. Bis dahin trieb der Wind den
Sand über den mit Steinen übersäten Boden.
Die Windkanter, die man in großen Gebieten Deutschlands finden kann,
sind alle hier, an Ort und Stelle entstanden.
Weitere Beispiele
finden Sie hier.
Steine, die die Schleifwirkung des Eises zeigen:
Die einfache Variante ist ein gekritztes Geschiebe.
Darunter versteht man einzelne Steine, die eine ebene
Fläche mit parallelen Schleifmarken aufweisen. Beim abgebildeten Stein
liegt diese Fläche vorn. Oben rechts ein 2-Euro-Stück.
Der Stein liegt am Strand der Insel Fehmarn in der Nähe von Staberhuk.

Der Gletscherschliff verläuft im Bild horizontal.
Unten links sind einige einzelne Kratzer, die schräg verlaufen.
Die würde ich nicht dazu rechnen.
Die tiefen Schrammen, die quer über die gesamte Fläche verlaufen, sind
der eiszeitliche
Schliff.
 
Es ist nicht allzu schwer, gekritzte Geschiebe zu finden, wenn man etwas
aufmerksam ist.
Seltener sind schon Steine, die mehrere gekritzte Flächen haben. Das sind
aber noch keine Eiskanter.
Ein Beispiel, das zwei Seiten eines Geschiebes zeigt:
|
|