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Rhombenporphyr als Ganggestein

Rhombenporphyre kommen im Oslograben fast ausschließlich als flache, übereinander liegende Lavadecken vor. Ein kleiner Teil dieser Porphyre jedoch drang als Schmelze in andere Wirtsgesteine ein und bildete Gänge, die als „intrusiver Rhombenporphyr“ bezeichnet werden. Solche Gänge findet man auch weit entfernt vom Oslograben - z. B. im südwestschwedischen Bohuslän1.
Genauere Beschreibungen dieser Gesteine sind Mangelware und sie einfach als Rhombenporphyre mit „körniger Grundmasse“ zu beschreiben, genügt nicht, denn es gibt noch andere Gesteine mit rhombenförmigen Feldspäten.
Im Herbst 2021 haben die Eheleute Brückner einen dieser Gänge bei Kungshamn beprobt. Er ist dort zwischen 35 und 40 m breit und schon auf Satellitenaufnahmen erkennbar. Die Proben stammen von der Stelle, wo die Straße den Gang kreuzt.

Satellitenaufnahme, Quelle: Google maps (unbeschriftetes Bild)
Verschiedene Gefüge in einem Gang

Die erste Probe aus diesem Gang besteht aus einer feinkörnigen, grauen Grundmasse mit hellen Feldspateinsprenglingen, die unregelmäßig geformt sind und ungefähr 1 cm messen. Nur wenige sind andeutungsweise rhombenförmig.
Ganz offensichtlich ähnelt dieses Gestein eher einem Dolerit als einem Rhombenporphyr.

Eine zweite Probe aus diesem Aufschluss enthält rhombenförmige Feldspäte in einer etwas feinkörnigeren Grundmasse, gleicht ansonsten aber dem ersten Handstück (Bild 5 und 6).

Unten die frische Bruchfläche der zweiten Probe:


Ganz anders die dritte Probe
Dieses Handstück ähnelt schon viel mehr einem richtigen Rhombenporphyr.

Einige sind zu Zwillingen verwachsen, was man an den Doppelspitzen der Kristalle erkennt.

Der Feldspat links oberhalb der Mitte ist ein Zwillingskristall mit zwei Spitzen an jedem Ende. Siehe auch das folgende Bild. Die Spitzen erkennt man wegen der körnigen Grundmasse nur in der Vergrößerung einigermaßen deutlich.

sind also Zwillinge
Die Grundmasse enthält zwei Sorten schlanker Feldspäte, die etwa 0,3-1 mm lang sind. Zwischen diesen stecken kleine dunkle Minerale, die makroskopisch nicht zu bestimmen sind.

Die Grundmasse gleicht einem Kullait - ein Eindruck, der durch die rötlichen Flecken noch verstärkt wird. Diese Ansammlungen können kleine Alkalifeldspäte sein, denn Samuelsson weist darauf hin, dass die Rhombenporphyre in den Gängen bis zu 30 % Alkalifeldspat enthalten.

In allen Bildern sieht man runde Einschlüsse, die auf den ersten Blick schwarz aussehen und an gefüllte Gasblasen erinnern („Mandeln“). Bei starker Beleuchtung erkennt man jedoch, dass es sich um ein dunkelgrünes Mineral handelt, das zur Grundmasse hin einen Saum aufweist. Das ist keine Füllung eines Blasenhohlraums.

unscharf begrenzter Magnetit
Das Mineral zeigt Spaltbarkeit, was nur auf der Außenseite der Probe erkennbar ist (nicht abgebildet). Dieser runde Einschluss sieht nach einem magmatisch gerundeten Pyroxen aus.
Deutung
Man muss nicht hellsichtig sein, um bei so verschiedenen Gesteinen einen gemischten Gang zu vermuten. Schon auf dem Satellitenbild erkennt man einen Saum entlang des Gangs.
Samuelsson schreibt, dass mehrere dieser Gänge in Bohuslän außen Dolerite enthalten und zur Mitte hin in Rhombenporphyre übergehen. Sie wurden also zuerst von einer ungefähr basaltischen Schmelze gefüllt und anschließend von nachdrängendem Rhombenporphyr aufgeweitet. Dabei kam es zur teilweisen Vermischung beider Magmen. Die zweite Probe könnte so eine Mischung mit doleritischer Grundmasse und rhombenförmigen Einschlüssen sein.
Dazu passt die dritte Probe, die zwar eindeutig ein Rhombenporphyr ist, aber Spuren basaltischer Schmelze enthält. Zum Einen die Einschlüsse, die makroskopisch den Pyroxenen anderer Basalte ähneln und zum Anderen der Magnetit.
Rhombenporphyre mit einer kristallinen Grundmasse wie in den Bildern 6-10 sollten als Geschiebe leicht zu erkennen sein. Gleichzeitig scheint es dringend geboten, diese Gänge an der schwedischen Westküste genauer zu untersuchen und die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede der Porphyre darin zu beschreiben. Diese Aufgabe kann bei sorgfältiger Probennahme und ausführlicher Dokumentation von jedermann angegangen werden.
Sollte jemand Geschiebe besitzen, die der dritten Probe (Bilder 8-12) gleichen, wäre ich für eine Nachricht dankbar. Das gilt natürlich ganz besonders für Proben aus den Gängen in Bohuslän.
Andere rhombenführende Geschiebe
Für die Praxis der Geschiebebestimmung genügt es nicht, allein auf eine körnige Grundmasse und Rhomben zu achten. Es gibt weitere Gesteine mit Rhomben:

Das ist ein rhombenführender Syenit, der sehr wahrscheinlich aus dem südschwedischen Småland stammt. Zu diesen Gesteinen demnächst mehr.
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Norwegisches oder schwedisches Gestein?
Rhombenporphyre sind typisch norwegische Gesteine. Da man auch die Gangform eines Rhombenporphyrs bei den norwegischen Gesteinen suchen wird, steht dieser Text hier im Abschnitt „Norwegen“, auch wenn sich der Gang in Schweden befindet.
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Proben und Koordinaten
Die Probenstelle befindet sich bei 58.36393, 11.28241 (WGS 84)
Die Handstücke des Rhombenporphyrgangs sind Teil der Sammlung von Torsten Brückner.
Literatur:
HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen - Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen
SAMUELSSON L 1971: The relationship between permian dikes of dolerites and Rhomb porphyry along the Swedisch Skagerrak Coast, SGU, Ser. C Nr. 663
(Siehe Geolagret)
SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden - Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002
VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen - 279 S., 307 farb. Bild, 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verlag)
Für Satellitenaufnahmen von Schweden empfehle ich hitta.se.
Matthias Bräunlich, Februar 2022