kristallin.de > Fotografie, Teil 1 (Teil 2)
Gesteine fotografieren 1
Steine fotografieren ist anspruchsvoll.
Brauchbare Gesteinsfotos sind immer Nahaufnahmen. Die werden später ganz genau betrachtet und der Empfänger wird das Bild auf 100 % Größe bringen, um sich die Minerale anzusehen. Deshalb muss Ihr Bild gestochen scharf, farbneutral und ordentlich belichtet sein. Dafür brauchen Sie eine geeignete Kamera und sollten elementare Grundlagen des Fotografierens beherrschen.
Machen Sie bitte nie „mal eben schnell“ ein Bild, denn das sieht man den Fotos auch an. Für den Empfänger ist es eine Enttäuschung und dieser Pfusch ist unter Ihrem Namen für immer in der Welt.
Um bessere Fotos zu machen, genügt es schon, die gröbsten Fehler zu vermeiden.
- Fotografieren Sie möglichst nicht aus der Hand. Benutzen Sie ein Stativ oder legen Sie die Kamera auf eine stabile Unterlage, damit Sie das Bild nicht verwackeln.
- Wählen Sie möglichst eine mittlere Blende. (Wenn Sie mit „Blende“ nichts anfangen können, sollten Sie den ganzen Text hier in Ruhe lesen.)
- Sie brauchen viel Licht. Entweder Sie fotografieren draußen oder Sie sorgen drinnen für ausreichend Licht, das aber von nur einer Sorte Leuchten stammen darf. Auf keinen Fall benutzen Sie verschiedene Lampen oder Tageslicht + Lampen.
- Verwenden Sie einen neutralen, nicht zu hellen Hintergrund. Vor einem schneeweißen Hintergrund werden die Steine schnell zu dunkel.
- Vermeiden Sie Blitzlicht.
Wenn Sie ungeduldig sind und auch keine Bedienungsanleitungen lesen, kommen Sie hier nicht sehr weit. Ein Teil meiner Anregungen mag trotzdem nützlich sein, aber die Funktionsweise Ihrer Kamera ist ein wesentlicher Teil. Natürlich können Sie einfach mit der Automatik Bilder machen. Aber das ist so, als ob Sie in einer perfekt eingerichteten Küche immer nur Ravioli aus der Dose warm machen.
Ein Smartphone haben viele Leute immer dabei (großer Pluspunkt), aber es ist kein Ersatz für eine richtige Kamera. Die allermeisten Smartphones versagen bei Nahaufnahmen kläglich und hier geht es die ganze Zeit um genau solche Nahaufnahmen.
Dieser Text besteht aus zwei Teilen.
Der erste handelt von den Grundlagen, der zweite Teil speziell vom Fotografieren von Gesteinen. Wenn Sie sich mit Blende und Belichtungszeit auskennen, steigen Sie in den zweiten Teil ein.
Wenn Sie nicht wissen, ob Sie die Grundlagen beherrschen, helfen vielleicht diese Fragen:
- In welchem Aufnahmemodus ist Ihre Kamera? (Automatik, Zeit- oder Blendenprogramm?)
- Welcher ISO-Wert ist eingestellt?
- Haben Sie den ISO-Wert festgelegt oder macht das die Kamera?
- Mit welcher Bildqualität fotografieren Sie?
Wenn Ihnen die Fragen Rätsel aufgeben, stehen Sie am Anfang.
Wenn Sie aber gleich mit den Gesteinsfotos loslegen wollen, dann geht es hier weiter.
1. Bessere Bilder durch weniger Fehler
2. Gesteinsfotos
3. Gefügefotos und Mineralbilder
4. Fotografieren im Gelände
5. Fotografieren unter Kunstlicht
6. Die Kamera
7. Eine Fotoumgebung selbst gebaut
Teil 1. Bessere Bilder durch weniger Fehler
Verwackelte Bilder vermeiden
Wenn nur ein Teil eines Bildes unscharf ist, haben Sie beim Scharfstellen geschludert. Dazu kommen wir gleich. Ist aber das ganze Bild unscharf, dann haben Sie es verwackelt, also die Kamera nicht ruhig gehalten. Verwackelte Bilder sind nutzlos und um sie zu vermeiden, müssen Sie irgendwie die Kamera ruhig stellen. Es hilft schon, wenn Sie die Arme am Körper anlegen und sich breitbeinig aufstellen. Lassen Sie sich einen Moment Zeit, atmen Sie ruhig aus und drücken dann ab, also zwischen zwei Atemzügen. Zusätzlich kann man sich anlehnen, hinsetzen oder die Arme aufstützen.
Viel besser noch ist ein Stativ. Es ist Ihre sinnvollste Investition und oft nützlicher als eine neue Kamera. Ersatzweise kann man aus Büchern eine provisorische Unterlage bauen oder die Kamera auf etwas Erhöhtem abstellen. Das ist zwar nur ein Behelf, aber immer noch besser, als aus der Hand zu fotografieren.
Auf einem Bücherstapel liegt die Kamera selten stabil. Um beim Auslösen nicht erneut zu wackeln, können Sie den Selbstauslöser („Vorlauf“) benutzen. Eigentlich dafür gedacht, auch den Fotografen im Gruppenbild unterzubringen, ist er in jeder Kamera vorhanden: Kamera abstellen und ausrichten, Vorlauf auslösen und kurz warten.
Das Verwackeln kann man auch durch kurze Belichtungszeiten vermeiden, sofern das Licht ausreicht. Das tut Ihre Kamera schon von allein, wenn Sie im Automatikmodus arbeiten. Weil aber Gesteine aus der Nähe recht dunkel sind, wird es schnell eng, sofern Sie nicht mehr Licht machen können. Außerdem verschenken Sie mit einer kurzen Belichtungszeit Schärfe, genauer gesagt: Tiefenschärfe. Die brauchen Sie aber dringend. Um den Zusammenhang zu verstehen, müssen wir einen Blick auf „Zeit“ und „Blende“ werfen.
Der Schlüssel zu allem: Zeit und Blende
Wer nicht weiß, wo an seiner Kamera die Zeit und die Blende einzustellen sind, der lese jetzt bitte im Handbuch nach. Nicht später mal, sondern jetzt. Verschieben Sie das nicht. Sie brauchen die Anleitung sowieso noch mehrfach. Der Zusammenhang von Blende und Belichtungszeit ist elementar, den müssen Sie kennen.
Wenn Sie nur mit einem Telefon fotografieren, haben Sie vermutlich nichts zum Einstellen. Lesen Sie diesen Abschnitt trotzdem, denn auch dessen viel zu kleine Linse funktioniert wie die in einer richtigen Kamera.
Ab welcher Belichtungszeit ein Bild scharf wird, hängt davon ab, wie ruhig Sie die Kamera halten und ob sich die Sachen vor der Kamera bewegen. Unsere Steine liegen meistens still, es geht also nur um das ruhige Auslösen. Oft reicht eine 1/60 oder 1/120 Sekunde, aber im Zweifel ist eine noch etwas kürzere Zeit besser.
Die Blende
Die Blende ist ein Bauteil innerhalb des Objektivs, das Sie von außen nicht sehen. Es handelt sich um eine verstellbare Öffnung, die sich ebenso wie die Iris in unserem Auge öffnet oder schließt. Sie beeinflusst die Menge des Lichts, die durch das Objektiv gelangt und dazu noch die Schärfe im Bild. Genauer gesagt die Tiefenschärfe.
Die folgenden drei Bilder zeigen die Blende in einem Objektiv, das ich von der Kamera abgenommen und von hinten fotografiert habe. Links ist die Blende weit offen, in der Mitte halb und im rechten Bild ganz geschlossen.



Die Öffnung der Blende wird mit einer Zahl ausgedrückt. Links ist die Blendenzahl mit f4 niedrig. Die halb offene Blende hat den Wert f8 und bei f22 ist sie fast geschlossen. Die sich ergebende Wirkung zeigen die nächsten Bilder. Je weiter die Blende geschlossen wird, desto tiefer ist der scharfe Bereich.



In allen drei Bildern wurde auf die 5 auf dem Lineal scharf gestellt. Anschließend wurde nur die Blende verändert. Der sich ergebende scharfe Bereich in Blickrichtung hängt allein von der Blende ab. Ist sie offen, so ist der scharfe Bereich kurz. Schließt man die Blende, vergrößert sich die Tiefenschärfe, was für Nahaufnahmen von elementarer Bedeutung ist.
Damit sind wir bei einem zentralen Problem der Fotografie. Ein hoher Blendenwert bringt die dringend benötigte Tiefenschärfe, verlängert aber gleichzeitig die Belichtungszeit, was wiederum dem Verwackeln Vorschub leistet. (Wird die Blende um einen Wert geschlossen, verlängert sich die Belichtungszeit auf das Doppelte. Zwei Blendenschritte zu = vierfach längere Zeit usw.)
Für ein insgesamt scharfes, unverwackeltes Bild brauchen wir eine möglichst kurze Zeit, wegen der Schärfe aber eine möglichst lange. Der Ausweg ist entweder sehr viel Licht oder eine lange Belichtungszeit. Weil man nicht beliebig viel Licht hat, liegt der Ausweg in der langen Belichtungszeit und dafür brauchen wir ein Stativ. Nur damit kann man das Verwackeln umgehen und Tiefenschärfe erhalten.
Die Erhöhung der Empfindlichkeit (ISO-Wert) ist kein Ausweg, denn dann wird ziemlich schnell die Bildqualität so schlecht, dass man es den Bildern ansieht. Wo die Grenze verläuft, hängt von Ihrer Kamera ab.
Das Dilemma schlechthin
Die Wirklichkeit ist noch unerfreulicher. Brauchbare Nahaufnahmen aus der Hand sind nur draußen und nur bei Sonnenschein möglich. Schon bei bewölktem Himmel ist es meist vorbei und in Gebäuden ist das Licht immer zu knapp. Ohne Stativ geht es nicht.
Die Kamera auf Automatik zu stellen, ist keine gute Idee. Das ist nur eine Variante von „Ich seh’ nicht hin und dann gibt es auch kein Problem“. Ihre Kamera merkt, dass das Licht knapp ist und erhöht entweder die Empfindlichkeit des Sensors (das verschlechtert die Bildqualität), oder öffnet die Blende. Dann aber ist wieder die Schärfentiefe dahin. Im schlimmsten Fall schaltet die Kamera den Blitz ein und das Foto ist endgültig ruiniert.
Wenn aber unsere Kamera auf einem Stativ steht, sind wir in der komfortablen Situation, dass uns die Belichtungszeit egal sein kann und wir uns allein auf die Blende konzentrieren. Ihre Kamera „weiß“ davon aber nichts und deshalb müssen Sie die Automatik abschalten und zur Blenden- oder Zeitautomatik wechseln. Welches Programm Sie nehmen, ist im Grunde egal. Die Kamera sorgt für die richtige Belichtung und zeigt Ihnen die Werte an. Die könnten so aussehen: 120, f 5,6 oder 15, f 4. Die erste Zahl ist die Belichtungszeit in Bruchteilen einer Sekunde. 120 bedeutet also: 1/120 s und die 15 bedeutet: 1/15 s. Der zweite Wert (mit dem f) ist die Blendenzahl.
Sie können selbst testen, bei welcher Zeit Sie noch aus der Hand scharfe Bilder machen. Die meisten Leute überschätzen sich und verwackeln Bilder viel schneller, als ihnen klar ist. Mir sind schon bei einer 60stel-Sekunde Aufnahmen misslungen, sodass ich bei Aufnahmen aus der Hand versuche, mindestens eine 120stel-Sekunde zu verwenden.
Weiter oben habe ich geschrieben, dass eine geschlossene Blende die Tiefenschärfe erhöht. Da liegt der Schluss nahe, die Blende bis zum Anschlag zu schließen, um maximale Schärfentiefe zu bekommen. Leider verschlechtert sich dann wieder die Abbildungsqualität. Das hat optische Gründe und betrifft alle Kameras und Objektive, gleichgültig, wie gut sie sind. Die Blende bis zum Anschlag zu schließen, ist deshalb nicht zu empfehlen.
Wenn Sie das für Erbsenzählerei halten, testen Sie es einfach selbst. Nehmen Sie (mit Stativ) eine Serie exakt gleicher Bilder auf, bei denen Sie schrittweise die Blende ändern, von der kleinsten bis zur größten, immer das gleiche Motiv. Dann kopieren Sie die Bilder auf den Rechner und vergleichen die Details in den Bildern. Prüfen Sie nicht nur die Bildmitte, sondern auch in den Ecken.
Der Umweg über den Rechner muss sein, denn die Schärfe kann man nur bei der Anzeige in 100 % Größe beurteilen. Wenn Sie zu dem Test keine Lust haben, kann ich Ihnen das Ergebnis auch so sagen: Alle Objektive machen bei mittleren Blendenwerten und knapp darunter die schärfsten Bilder.
Grundeinstellungen der Kamera
Da Sie gerade die Kamera in der Hand haben, prüfen Sie bitte auch die Einstellungen, mit denen Sie gerade arbeiten. Die Leute haben ganz unterschiedliche Wünsche und deshalb gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, wie eine Kamera mit Bildern umgeht. Wir wollen farbneutrale und scharfe Bilder.
- Schalten Sie in der Kamera alles ab, was „Optimierung“ oder „Verbesserung“ heißt. Bildschärfung ist ganz übel (jedenfalls in der Kamera), ebenso alles, was die Dateigröße beschränkt.
- Wählen Sie die maximale Bildgröße und die beste Qualität.
- Wenn Sie ein Stativ benutzen können, schalten Sie die automatische ISO-Anpassung aus.
- Arbeiten Sie mit einer möglichst niedrigen Empfindlichkeit.
- Der Weißabgleich steht in der Regel auf „automatisch“. Das kann man so lassen, aber wenn Sie auf die Option „manuell“ stoßen, dann merken Sie sich das bitte. Der individuelle Weißabgleich kann noch wichtig werden.
- Wenn Sie auf ein anderes Dateiformat als „JPG“ stoßen, dann merken Sie sich auch das. „TIF“ allerdings nützt Ihnen wenig, das ist nur zum Ausdrucken interessant.
Wenn Sie diesen Empfehlungen folgen, kann es sein, dass plötzlich weniger Bilder auf die Speicherkarte passen. Das wäre sehr gut, denn dann haben Sie irgendeine Funktion ausgeschaltet, die die Qualität der Bilder reduziert hat. Zwar ist Ihre Speicherkarte nun eher voll, aber erinnern Sie sich noch an früher? Vor jedem Urlaub viel Geld für Filme ausgegeben und dann noch die entwickelten Bilder bezahlt. Was ist dagegen eine weitere Speicherkarte, die man jahrelang benutzen kann?
Scharfstellen ist Arbeit.
Auch wenn die Kamera einen Autofokus hat, werden Ihre Bilder nicht immer an der richtigen Stelle scharf. Die Kamera kann auch auf den falschen Punkt scharf stellen.
Tatsächlich ist der Fokus kein Punkt, sondern eine Ebene. Sie steht in Blickrichtung senkrecht vor der Kamera im Raum, parallel zur Rückseite der Kamera. Beim Scharfstellen bewegen Sie diese Fläche von der Kamera weg oder auf sie zu.
Unsere Aufgabe ist es, diese unsichtbare Fläche möglichst gut an den zu fotografierenden Stein anzupassen. Schon dabei werden viele Bilder verdorben. Manchmal ist es nur ein halber Schritt zur Seite, der den Unterschied ausmacht. Als grober Schnitzer sieht das so aus:

Die Flächen sollten nicht schräg in den Hintergrund verlaufen.
Bei diesem Bild sollte man besser genau senkrecht auf die Schrift schauen. Die Perspektive ist aber so ungeschickt gewählt, dass die wichtige Fläche schräg nach hinten in den unscharfen Bereich ragt. Um das zu vermeiden, müsste man mit der Kamera ein Stück nach rechts. Nur so würde alles Wichtige scharf.
Es kommt hier nicht drauf an, ein aufregendes und dynamisches Bild abzuliefern. Bei Gesteinsfotos sind allein Schärfe und klare Abbildung gefragt.
Wie man ganz generell die räumliche Lage des scharfen Bereichs und die Blendeneinstellung benutzen kann, zeigen die folgenden Skizzen, bei denen wir senkrecht von oben auf die Situation schauen. Die Kamera ist unten außerhalb des Bildes und alles im hellblauen Bereich ist später scharf.
Im Bild 8 steht der Fotograf wieder ein wenig zu weit links. Die Schärfe liegt nicht parallel zur Gesteinsoberfläche und deshalb wird die rechte Seite des Steins unscharf.


Im Bild 9 steht die Kamera etwas weiter rechts, was die Lage sofort verbessert. Der unscharfe Bereich liegt jetzt nur noch in der Vertiefung.
Beim Anpassen des scharfen Bereichs an die zu fotografierende Fläche kommt es allein auf die Position der Kamera an. Dabei spielen schon wenige Zentimeter eine Rolle. Schauen Sie sich deshalb auch die Stellung der Kamera von der Seite an.

Zurück zur Skizze. Zwar steht die Kamera inzwischen parallel zum Stein, aber die Vertiefung ist noch nicht scharf, weil die Tiefenschärfe nicht ausreicht. Um das zu ändern, schließen wir die Blende ein Stück – erkennbar am etwas dickeren hellblauen Bereich im rechten Teil des Bildes 11. Jetzt ist der unscharfe Bereich in der Vertiefung des Steins zwar kleiner, aber ganz scharf ist es dort immer noch nicht.

Schaut man sich den hellblauen (scharfen) Bereich genau an, sieht man, dass ein Teil davon vor dem Stein in der Luft hängt. Um auch den zu nutzen, peilen wir eine Stelle an, die ein wenig nach hinten versetzt liegt. Damit rutscht der scharfe Bereich ebenfalls nach hinten und wird besser genutzt. Achten Sie auf den grünen Punkt, auf den in den Bildern 11 und 12 scharf gestellt wird.

Genau so machen wir das bei runden Steinen. Peilen Sie nicht die höchste Stelle an, sondern eine knapp dahinter. So nutzen Sie die gesamte Schärfe Ihrer Optik.
Um so zu arbeiten, muss Ihre Kamera die Möglichkeit bieten, gezielt auf einen Punkt scharf zu stellen.


Wenn Sie diese Option nicht haben, können Sie den Abstand zum Stein variieren. Reicht die Schärfe nicht aus, vergrößern Sie den Abstand, denn dann wird ja auch der Schärfebereich größer.
Meine Faustregel lautet, dass die Schärfentiefe ab etwa einem Meter ausreicht, wenn es schön hell ist. Wenn Sie aber an der Kamera vorbei den Stein anfassen können, sind Sie immer im kritischen Bereich und müssen die Kamera penibel ausrichten. Ein Stativ sollten Sie dann in jedem Falle benutzen.
Wenn ich mit dem Stativ arbeite, benutze ich bei ganz glatten Oberflächen (Polituren) auch den Autofokus der Kamera, um zu prüfen, wie parallel die Gesteinsfläche zur Kamera steht. Dazu lege ich den Fokuspunkt in den rechten Teil des Sucherbildes und tippe auf den Auslöser. Die Kamera stellt scharf. Dann wandere ich mit dem Fokusfeld im Sucher nach links und tippe erneut den Autofokus an. Steht die Probe genau parallel, dann passiert gar nichts. Regelt aber der Autofokus am linken Rand nach, obwohl das Bild rechts scharf war, dann steht der Stein noch schief und es muss korrigiert werden. Erfahrungsgemäß ist es einfacher, mit dem Stativ zu wandern, als den Stein neu auszurichten.
Manuelles Scharfstellen
Bei sehr kurzen Distanzen kann es schwierig sein, die richtige Stelle für den Autofokus zu finden, denn der braucht zum Scharfstellen Kanten bzw. kontrastreiche Flächen. Wenn die fehlen, setzt man den Fokus von Hand.

(unbeschriftete Aufnahme)
Dieses Bild zeigt farbige Alaunkristalle. Vor allem beim linken Kristall sollen die Kanten scharf sein – also dort, wo die weißen Ovale eingezeichnet sind. Dafür muss auf eine Entfernung scharf gestellt werden, die mitten in der konturlosen Fläche bei der grünen Ellipse liegt. Dort aber findet die Kamera keine Kante, auf die sie fokussieren könnte. In so einer Situation schalten wir den Autofokus ab und setzen den scharfen Bereich von Hand. Dabei hilft es, den Fokusring am Objektiv mehrmals zügig in jeder Richtung zu verstellen.
Schärfepriorität und Auslösepriorität
Jede Kamera signalisiert Ihnen, dass sie erfolgreich scharf gestellt hat. Einige piepsen, andere zeigen im Sucher ein Symbol oder ändern die Farbe des Fokusfeldes. Dieses Signal müssen Sie bei Ihrer Kamera kennen und beachten. Wenn der Autofokus wegen zu kurzer Distanz zum Objekt oder fehlender Kontraste nicht scharf stellen kann, verhalten sich die Geräte unterschiedlich. Einige tun gar nichts. Sie machen grundsätzlich nur dann ein Bild, wenn es auch scharf wird. Andere Kameras lösen immer aus, egal, was der Autofokus sagt. Es gibt ja Situationen, in denen es wichtig ist, dass überhaupt ein Bild gemacht wird, wie zum Beispiel bei Reportagen, im Sport oder anderen Gelegenheiten, wo alles sehr schnell geht und Sie keinen zweiten Versuch haben. Für solche Situationen bieten gute Kameras die Funktion „Auslösepriorität“. Das bedeutet: Das Foto wird in jedem Fall gemacht, egal, ob der Autofokus fertig war oder nicht.
Das Gegenteil heißt „Schärfepriorität“ und ist unsere Wahl. Es bedeutet, dass die Kamera nur auslöst, wenn der Autofokus scharf gestellt hat. Schauen Sie nach, ob Ihr Gerät verschiedene Optionen bietet. Sollte das der Fall sein, aktivieren Sie die Schärfepriorität.
In Sachen Tiefenschärfe sind übrigens die kleinen Kameras im Vorteil. Sie haben, bedingt durch ihre Bauart, einen größeren scharfen Bereich als Kameras mit großen Objektiven und großen Sensoren. Von diesem Vorteil haben Sie aber nur dann etwas, wenn die Kamera insgesamt eine gute Bildqualität liefert. (Das mit dem Vorteil gilt nur für Nahaufnahmen. Wenn Sie Porträts machen, ist wieder alles anders.)
Für Nahaufnahmen gibt es spezielle Optiken, die eine besonders kurze Aufnahmeentfernung ermöglichen. Bei Kompaktkameras ist die meist schon eingebaut und an einem Blumensymbol erkennbar. Wenn diese Makrofunktion vorhanden ist, dann benutzen Sie sie bitte auch.
Kameras, bei denen man die Objektive wechseln kann, haben spezielle Makroobjektive für den Nahbereich. Das ist die mit Abstand beste Lösung.
Gegen Tremor: Drahtauslöser, Vorlauf und Fernbedienung
Manchmal ist es selbst auf einem Stativ schwierig, die Kamera ruhig auszulösen. (Schwere Kamera, wackeliges Stativ, zu ganzer Höhe ausgezogen.) Dann hilft ein Drahtauslöser. Allerdings baumelt der seitlich an der Kamera herunter, was lästig sein kann. Eine andere Möglichkeit ist eine Fernbedienung. Der Empfänger muss aber eingebaut sein, daher entscheidet sich das schon beim Kauf der Kamera.
Eine andere Möglichkeit ist der Vorlauf, den alle Kameras haben. Dazu brauchen Sie aber wieder ein Stativ.
Bei Spiegelreflexkameras gibt es zusätzlich noch die Option, den Spiegel vor dem Auslösen hochzuklappen („Spiegelvorauslösung“). Dann gibt es keine Erschütterung mehr durch den Spiegelschlag. Wenn man das mit einem kurzen Vorlauf kombiniert, haben Sie perfekte Bedingungen. Der Vorlauf lässt die Kamera zur Ruhe kommen, und da der Spiegel schon oben ist, wackelt beim Belichten nichts mehr.
Bildstabilisatoren
Stabilisatoren helfen tatsächlich, länger aus der Hand zu fotografieren. Kann diese Technik auch ein Stativ ersetzen? Manchmal ja, aber nicht immer. Vor allem bei Nahaufnahmen aus kurzer Distanz reicht das Licht oft nicht aus, was bei nassen Steinen sogar im Sonnenlicht vorkommen kann. Dann hilft unter Umständen auch der Stabilisator nicht mehr.
Bildstabilisatoren sind immer Fall sinnvoll, wenn Sie aus der Hand fotografieren – aber auch nur dann. Auf einem Stativ jedoch können sie sogar Unschärfe erzeugen. Das ist kein Witz, denn selbst die Hersteller weisen ausdrücklich darauf hin.
Viele Leute überschätzen ihre Fähigkeit, aus der Hand scharfe Bilder zu machen. Ich kenne ein Beispiel, wo jemand eine einzigartige Stelle fotografiert hat und alle, aber wirklich alle Bilder unscharf waren. Was für eine Enttäuschung. Die wäre vermeidbar gewesen, hätte man die Bilder kontrolliert und nicht einfach drauflosgeknipst.
Schauen Sie sich Ihre Bilder gleich und in der Vergrößerung an. Ein kurzer Blick auf das Display reicht nicht aus, denn so erkennen Sie keine Unschärfe.
Auch die Belichtung sollten Sie nicht nach der Anzeige auf der Rückseite der Kamera beurteilen, denn die Helligkeit dort ist variabel. Eine viel bessere Hilfe ist das Histogramm, das in einer Kurve die Verteilung der hellen und dunklen Partien im Bild zeigt. Damit sehen Sie auf einen Blick, ob die Belichtung gut ist. Wenn Ihre Kamera ein Histogramm anzeigen kann, dann benutzen Sie es nach Möglichkeit.
Seit einiger Zeit gibt es Kameras mit extrem empfindlichen Sensoren. Die haben den Vorteil, dass man selbst bei sehr wenig Licht noch fotografieren kann. Das ist überaus nützlich, denn man kann dann selbst bei mäßigem Licht (bewölkter Himmel) noch abgeblendet aus der Hand fotografieren.
Da sich die Kameratechnik ständig weiterentwickelt, sollte man bei einem Neukauf so eine Kamera zumindest ins Auge fassen, sofern man nicht bereits viel Zubehör bei einem anderen Hersteller gekauft hat. Es ist denkbar, dass die Kombination von extremer Empfindlichkeit und Stabilisator ein Stativ demnächst wirklich überflüssig macht.
Zusammenfassung zur Kamera
Gegen verwackelte Bilder hilft eine kurze Belichtungszeit oder eine bewusst ruhig gehaltene Kamera. Wenn Sie ein Stativ benutzen, kann die Belichtungszeit beliebig lang sein und Sie können gleichzeitig die optimale Schärfentiefe auswählen.
Wenn Sie aus der Hand fotografieren, sollten Sie vorrangig eine kurze Belichtungszeit benutzen, um nicht zu verwackeln. (Bei möglichst nicht zu hohen ISO-Werten.)
Am besten ist ein Stativ in Kombination mit dem Blendenprogramm. Das erlaubt uns lange Belichtungszeiten bei einer Blende für optimale Schärfe. Die mittleren Werte und knapp darunter liefern die beste Abbildungsqualität.
Die Kamera muss genau parallel zur Oberfläche des Steins ausgerichtet werden. Bei kurzen Distanzen ist wichtig, auf welche Stelle der Oberfläche scharf gestellt wird, denn die Schärfentiefe erstreckt sich ein kleines Stück vor und hinter den Fokuspunkt. Diesen schmalen Bereich sollten Sie gezielt nutzen.