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Bestimmungsregel für Rapakiwis


„Gefüge geht vor Farbe“

Diese Regel ist nützlich, wenn man Funde von Rapakiwi-Graniten bestimmt.
Ein Teil dieser Gesteine besitzt einzigartige Kombinationen von Merkmalen, vor allem im Hinblick auf
- die Größe der Ovoide,
- das Vorhandensein von Plagioklassäumen,
- die Körnigkeit der Grundmasse und das
- Vorhandensein oder Fehlen graphischer Verwachsungen.

Diese Merkmale sind in den Vorkommen der Granite eher gleichmäßig ausgebildet und finden sich auf großer Fläche, während sich die Farbe des Gesteins häufiger ändert. Das ist für jeden erkennbar, der das Anstehende gründlich untersucht.
Daher sollte man sich bei der Bestimmung von Geschiebefunden zuerst auf das Gefüge konzentrieren und erst danach auf die Färbung. Bestimmungsregeln, die allein auf die Gesteinsfarbe abzielen, sind wenig praxisnah.

Es tauchen immer wieder Funde auf, die zu keinem der bekannten Vorkommen passen. Wenn die Merkmale eines Geschiebes nicht mit den Beschreibungen harmonieren, sollte man es dabei belassen. Der Wunsch, jedem Fund auch ein Herkunftsgebiet zu geben, ist nicht realistisch.

Auch nach mehr als 20 Jahren intensiver Beschäftigung mit diesen Graniten finde ich immer wieder Rapakiwis, die mir in Skandinavien nirgends begegnet sind. Die uns unzugänglichen Flächen unter Wasser sind enorm groß und haben ebenfalls Geschiebe geliefert. Ich kann da nur zur Bescheidenheit raten.

Matthias Bräunlich, überarbeitet im August 2024